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Bitte kein Druck!

 

Wie wir berühren und berührt werden beeinflusst unsere emotionale und physische Gesundheit.

Die Haptik, die Art und Weise wie wir berühren und Berührungen erfahren, hat eine große Wirkung auf unser psychisches und soziales Verhalten. Dies liegt daran, dass unser Tastsinn die erste und grundlegendste Sinneswahrnehmung ist und somit eng mit allen weiteren Sinneserfahrungen und in Folge auch mit unserem emotionalen und körperlichen Erleben verbunden ist.

Studien haben gezeigt, dass das Berühren von Gegenständen mit unterschiedlichen Oberflächenstrukturen und Temperaturen verschiedene emotionale Reaktionen auslösen kann. So wird beispielsweise eine raue Oberfläche eher als unangenehm empfunden, während eine weiche und glatte Oberfläche als angenehm erlebt wird.

Die Auswirkungen der Haptik auf unser psychisches und soziales Verhalten können vor allem auch im Kontext von zwischenmenschlichen Beziehungen beobachtet werden. Wie Studien von Martin Grunwald am Haptiklabor Leipzig zeigen, kann das Berühren einer anderen, nahestehenden Person Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die soziale Verbundenheit haben. Aber auch hier spielt die Art der Berührung eine entscheidende Rolle. Während das liebevolle Streicheln, Umarmen und Kuscheln zu den wichtigsten Erfahrungen der (frühen) Kindheit zählen, können körperliche Züchtigungen oder emotionaler Druck zu sehr nachhaltig negativen, im Körper gespeicherten Erinnerungen führen.

Insgesamt zeigt sich: die Haptik hat einen derzeit leider wenig beachteten großen Einfluss auf unsere physische, psychische und soziale Gesundheit. Statt Kinder mit elektronischen Geräten früh stillzustellen, sollten Eltern und Bezugspersonen daher gut darauf achten, dass sie den Bedarf ihrer Kinder nach Nähe entsprechend befriedigen und ihnen auch ausreichend Spielanlässe bieten, die das Erkunden unterschiedlichster Materialien und Oberflächen ermöglichen. So lernen Kinder die vielfachen Möglichkeiten ihrer Hände kennen und einzusetzen und können sich zu umsichtigen und liebevollen Erwachsenen entwickeln.